Wir stehen also am Refugio, der Grill brennt und wir warten darauf die Würstchen aufzulegen, als ein Wagen vorfährt. Vier Männer steigen aus und wir nahmen an, dass es wohl Wanderer seien. Sie richteten sich im Refugio ein, wo es einen kleinen Schlafraum mit rudimentären Betten gab.
Wir machten erstmal weiter unser Ding und schauten mit einem Bierchen aus der Ferne gespannt zu, wie sie die Feuerstelle vorbereiteten. Alles wirkte etwas unbeholfen, denn Brennholz lag hier in der näheren Gegend keines rum. Sie zogen also los und schleppten alles mögliche an Ästen und Zweigen an. Und wir machten schon unsere Witzchen, ob sie das überhaupt anbekommen würden.
Doch letztlich kam dann alles anders. Sie hatten uns natürlich auch gesehen und kamen irgendwann rüber, um zu fragen, weshalb wir denn dort wären. Man kam ins Gespräch über die Frankreich-Umrundung, wie und wo wir schlafen und woher wir überhaupt kamen. Das alles in feinem gebrochenen Französisch und Englisch. Sie selbst waren Freunde, die sich hier oben zum wandern verabredet hatten. Heute Nacht im Refugio verbringen und morgen dann auf in die Berge.
Sie luden uns zu sich ein, während sie gerade das Feuer entfachten, und schenkten uns auch schon den ersten Anis-Schnaps mit O-Saft ein. Der Abend entwickelte sich, wir saßen und standen ums Feuer herum und unser Grill war mittlerweile so weit, dass wir Würstchen auflegen konnten. Also holten wir ihn zum Feuer und fingen an zu grillen. Die Franzosen aber liefen wieder los, kamen mit einer großen Schieferplatte wieder und bauten sich am Feuer einen schönen Naturgrill.
Sie hatten Bauchspeck dabei, der zuerst auf der Platte landete. Alles wurde gemeinschaftlich geteilt, auch unsere Würstchen und Brötchen. Danach ging es aber noch weiter, mit einem Ofenkäse und weiteren Würstchen von den Franzosen. Natürlich teilten wir auch unser gekühltes Bier und ich holte die Flasche Sasse Lagerkorn raus, die wir seit Tourbeginn dabei hatten.
Es startete ein feucht fröhlicher Abend mit viel Alkohol und einer Menge Spaß. Als dann noch die Bananen ausgepackt wurden, welche halbiert auf der Grillplatte landeten, mit Zucker karamelisiert und mit brennendem Schnaps übergossen, anschließend mit geschmolzener Schokolade bestrichen, da hatten wir dann endgültig verstanden, dass wir es hier mit Outdoorprofis zu tun hatten, die ihr Leben genossen.
Ein sagen wir mal Highlight kam dann noch während der Gespräche am Abend raus. Wir saßen hier neben Marcel Fourcade (Gruppenfoto in der Mitte, orange Jacke), dem Vater der weltbesten Biathleten Martin und Simon Fourcade. Er war ursprünglich Schwimmlehrer in Perpignan, zog aber dann in die Pyrenäen, um Bergführer zu werden. Und hier übernahmen die Söhne die Liebe zur Natur und zu Outdoor-Aktivitäten wie Wandern, Klettern und Mountainbiking und kamen schließlich zum Biathlon.
Wir konnten das nicht so wirklich glauben, aber die Zeitung Bild schrieb im Januar 2015 noch folgendes:
"Wie könnte die Biathlon-Welt aussehen, wenn Marcel Fourcade einfach Schwimmlehrer geblieben wäre? Der Vater von Martin Fourcade arbeitete fröhlich an Frankreichs Mittelmeerküste. Doch vor 24 Jahren hatte er die Nase voll. Weg vom Meer, Fourcade ging in die Berge, wurde Bergführer. So wuchs Martin Fourcade in 2000 Metern Höhe auf, stand mit 7 Jahren zum ersten Mal auf Langlauf-Skiern und trug 5 Jahre später eine Waffe auf dem Rücken. Mit 26 ist Fourcade jetzt der beste Biathlet der Welt!"
Das schöne war, dass weder Christian noch ich wirklich im Thema waren. Klar hatte man die Namen mal in den Medien gehört, aber es war keine Sportart, die wir aktiv verfolgten. Und so machten wir auch kein riesen Drama daraus, was bei den Franzosen sehr gut ankam. Wir hatten einfach eine gute Zeit hier oben auf fast 2.200m.
Nach reichlich Alkohol, Essen und Süßigkeiten wurde das Feuer gegen 0 Uhr immer kleiner und die Kälte kroch uns in den Rücken. Die Alkoholreserven waren auch aufgebraucht, alle Schnapsflaschen leer. Also ging es für uns alle in die Betten und wir schliefen tief und fest.















