Mittwoch, 9. September 2015

Bester Abend der bisherigen Tour

Wir stehen also am Refugio, der Grill brennt und wir warten darauf die Würstchen aufzulegen, als ein Wagen vorfährt. Vier Männer steigen aus und wir nahmen an, dass es wohl Wanderer seien. Sie richteten sich im Refugio ein, wo es einen kleinen Schlafraum mit rudimentären Betten gab.

Wir machten erstmal weiter unser Ding und schauten mit einem Bierchen aus der Ferne gespannt zu, wie sie die Feuerstelle vorbereiteten. Alles wirkte etwas unbeholfen, denn Brennholz lag hier in der näheren Gegend keines rum. Sie zogen also los und schleppten alles mögliche an Ästen und Zweigen an. Und wir machten schon unsere Witzchen, ob sie das überhaupt anbekommen würden.

Doch letztlich kam dann alles anders. Sie hatten uns natürlich auch gesehen und kamen irgendwann rüber, um zu fragen, weshalb wir denn dort wären. Man kam ins Gespräch über die Frankreich-Umrundung, wie und wo wir schlafen und woher wir überhaupt kamen. Das alles in feinem gebrochenen Französisch und Englisch. Sie selbst waren Freunde, die sich hier oben zum wandern verabredet hatten. Heute Nacht im Refugio verbringen und morgen dann auf in die Berge.

Sie luden uns zu sich ein, während sie gerade das Feuer entfachten, und schenkten uns auch schon den ersten Anis-Schnaps mit O-Saft ein. Der Abend entwickelte sich, wir saßen und standen ums Feuer herum und unser Grill war mittlerweile so weit, dass wir Würstchen auflegen konnten. Also holten wir ihn zum Feuer und fingen an zu grillen. Die Franzosen aber liefen wieder los, kamen mit einer großen Schieferplatte wieder und bauten sich am Feuer einen schönen Naturgrill. 

Sie hatten Bauchspeck dabei, der zuerst auf der Platte landete. Alles wurde gemeinschaftlich geteilt, auch unsere Würstchen und Brötchen. Danach ging es aber noch weiter, mit einem Ofenkäse und weiteren Würstchen von den Franzosen. Natürlich teilten wir auch unser gekühltes Bier und ich holte die Flasche Sasse Lagerkorn raus, die wir seit Tourbeginn dabei hatten. 

Es startete ein feucht fröhlicher Abend mit viel Alkohol und einer Menge Spaß. Als dann noch die Bananen ausgepackt wurden, welche halbiert auf der Grillplatte landeten, mit Zucker karamelisiert und mit brennendem Schnaps übergossen, anschließend mit geschmolzener Schokolade bestrichen, da hatten wir dann endgültig verstanden, dass wir es hier mit Outdoorprofis zu tun hatten, die ihr Leben genossen.

Ein sagen wir mal Highlight kam dann noch während der Gespräche am Abend raus. Wir saßen hier neben Marcel Fourcade (Gruppenfoto in der Mitte, orange Jacke), dem Vater der weltbesten Biathleten Martin und Simon Fourcade. Er war ursprünglich Schwimmlehrer in Perpignan, zog aber dann in die Pyrenäen, um Bergführer zu werden. Und hier übernahmen die Söhne die Liebe zur Natur und zu Outdoor-Aktivitäten wie Wandern, Klettern und Mountainbiking und kamen schließlich zum Biathlon. 

Wir konnten das nicht so wirklich glauben, aber die Zeitung Bild schrieb im Januar 2015 noch folgendes:
"Wie könnte die Biathlon-Welt aussehen, wenn Marcel Fourcade einfach Schwimmlehrer geblieben wäre? Der Vater von Martin Fourcade arbeitete fröhlich an Frankreichs Mittelmeerküste. Doch vor 24 Jahren hatte er die Nase voll. Weg vom Meer, Fourcade ging in die Berge, wurde Bergführer. So wuchs Martin Fourcade in 2000 Metern Höhe auf, stand mit 7 Jahren zum ersten Mal auf Langlauf-Skiern und trug 5 Jahre später eine Waffe auf dem Rücken. Mit 26 ist Fourcade jetzt der beste Biathlet der Welt!"

Das schöne war, dass weder Christian noch ich wirklich im Thema waren. Klar hatte man die Namen mal in den Medien gehört, aber es war keine Sportart, die wir aktiv verfolgten. Und so machten wir auch kein riesen Drama daraus, was bei den Franzosen sehr gut ankam. Wir hatten einfach eine gute Zeit hier oben auf fast 2.200m.

Nach reichlich Alkohol, Essen und Süßigkeiten wurde das Feuer gegen 0 Uhr immer kleiner und die Kälte kroch uns in den Rücken. Die Alkoholreserven waren auch aufgebraucht, alle Schnapsflaschen leer. Also ging es für uns alle in die Betten und wir schliefen tief und fest.


















Nachtlager am Refugi de Roca de Pimes

Um 19 Uhr waren wir endlich oben angekommen und erreichten das Refugi de Roca de Pimes, eine Schutzhütte für Wanderer in 2.170m Höhe. Diese kannten wir von unserer Pyrenäentour 2012 und hatten uns diesmal entschlossen, hier eine Nacht zu verbringen.

Wir parkten den Wagen in unmittelbarer Nähe und bauten unser Lager auf. Hier oben wurde es schnell schattig, denn die Sonne hatte sich hinter die Wolken verabschiedet. Das Zelt kam also wieder hinter den Wagen und der Grill wurde für ein paar Würstchen ausgepackt.





Offroad mit Ziel Andorra - Ermita de Sta Magdalena

Gegen 15:45 Uhr waren wir bei Tírvia angekommen und starteten in einen Offroad-Track in Richtung Andorra. Eine sehr schöne und auch fahrbare Strecke erwartete uns, die bis nach Ars führen sollte.

Nach ca. 1 1/4 Stunden erreichten wir die kleine Kapelle "Ermita de Sta Magdalena", die wir uns erstmal genauer ansahen, verbunden mit einem kleinen Päuschen. Von hier aus ging es dann nochmal 40 Minuten durch die Landschaft, ehe wir das Dorf Ars erreichten.

Ab Ars konnten wir dann wieder asphaltierte Straßen in Richtung Andorra nehmen, dessen Grenze wir gegen 18 Uhr erreichten. Hier gingen wir erstmal im Centre Comercial Epizen einkaufen und danach für sehr günstige 88 Cent pro Liter tanken. 

Über Sant Julià de Lòria ging es dann rauf auf die Berge zum Refugi de Roca de Pimes, wo wir unsere heutige Nacht verbringen wollten.
















Abschied und auf nach Andorra

Angekommen in Espui kamen wir zum Schluss, dass wir uns wieder von Alex, Dietmar und Rene trennen. Die drei wollten noch weitere Tracks fahren und eine bestimmte alte Mine aufsuchen, wir wollten aber eher unsere Frankreich Umrundung weiterfahren und uns nicht zu lang an einem Ort aufhalten.

Wir trennten uns hier also wieder und machten untereinander aus, dass wir uns vielleicht am Mittelmeer wiedersehen könnten. Unser Ziel war aber nun Andorra, wo wir einen schönen Schlafplatz oben in den Bergen von der letzten Pyrenäentour kannten.

Gegen 14:30 Uhr brachen wir bei Espui auf, erstmal südwärts nach La Pobleta de Bellvei. Von hier führte eine kleine Straße über die Berge in Richtung Westen, damit wir hier auf die N-260 trafen. Bei Sort wechselten wir auf die C-13 weiter in Richtung Norden bis Llavorsi. Ab hier folgten wir der L-504 nach Tírvia.

Tatsächlich hatte uns die heutige Offroadstrecke weit vom Kurs abgebracht und wir mussten einen großen Bogen fahren, um wieder in Richtung Andorra zu kommen. Obwohl es dort oben ja schön war, hatte es uns aber gezeigt, dass wir lieber anders Reisen wollten. Bisher folgten wir eher immer einer bestimmten Route und Teilstücke wurden offroad abgekürzt, um Umwege zu sparen. Die anderen waren aber gerade hierfür in den Pyrenäen, einfach um Offroadtrails die Berge hoch und wieder runter zu fahren, wie wir es in 2012 schon mitgemacht hatten.

Nunja, wir waren jetzt wieder unabhängig unterwegs und genossen die Landschaft. Ab Tírvia hatten wir eine bekannte Offroadstrecke rausgesucht, die uns nach Andorra führen sollte.







Ein Highlight: Wilde Gänsegeier in den Pyrenäen

Auf unserer Fahrt über die Berge von Espot nach Espui entdeckten wir direkt neben unserem Pfad ein große Gruppe von 20 Gänsegeiern, die sich über ein verstorbenes Rind hermachten. Ob es dort als Futterquelle platziert wurde oder tatsächlich dort verstorben war, konnten wir nicht feststellen, aber so viele Geier in wilder Natur zu erleben war schon ein schönes Erlebnis.

Der Gänsegeier ist der am häufigsten vorkommende Geier in den Pyrenäen und hat eine Spannweite von bis zu 2,80 Metern. Er ernährt sich hauptsächlich von Aas und ist dafür bekannt, große Mengen davon in kurzer Zeit zu verzehren. Gänsegeier sind auch für ihre Fähigkeit bekannt, große Entfernungen zurückzulegen, um Nahrung zu finden.

Wir schossen einige Fotos und ein Teil der Tiere flog in Richtung Tal, was auch ziemlich beeindruckend war.